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11 Minuten

Ski-Roadtrip durch Colorado

4 Skigebiete, 10 Tage Roadtrip, rund 1.000 Highway-Kilometer, mehrere 100 Skipisten-Kilometer. So lauten die nackten Zahlen einer Skireise durch Colorado. Bei einem Roadtrip durch den Mittleren Westen der USA lernte unser Autor in puncto Ausdehnung von Landschaften und Skigebieten neue Dimensionen kennen.
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Visit Telluride

Im Radio läuft „Into The Great Wide Open“ von Tom Petty & The Heartbreakers. Ein Song, der mich seit jeher berührt hat. Während Tom von einem jungen Rebellen und seinen Träumen singt, sitze ich entspannt in einem Auto und rolle über die Interstate 70 von Denver in Richtung Rocky Mountains. Das Ziel meiner Reise: drei der bekanntesten Ski-Resorts in den USA – Steamboat, Aspen Snowmass und Telluride.

Endlose Straßen ins Skigebiet

Under them skies of blue, out in the great wide open“, singt Tom Petty. Während wir dahingleiten, bekommt der Song-Klassiker eine neue Dimension. Die Zeilen des US-Sängers verschmelzen mit der vorbeifliegenden Landschaft. Auf endlos geradeaus laufenden Highways folgen schmalere, kurvige Straßen und vom rötlichen Stein gefärbte Canyons. Beim Durchfahren Colorados bekomme ich eine lose Vorstellung davon, welche unglaublichen Strecken Siedlertrecks in früheren Zeiten auf dem Weg Richtung Westen zurücklegen mussten. 

Für mich ist es der erste Besuch in Colorado. Auf uns warten zehn Tage Skiabenteuer und kulturelles Eintauchen in Amerikas alte und neuere Geschichte. Knapp 600 Meilen (ca. 966 Kilometer) durch die Rockies werden wir am Ende „abgeritten“ haben. Ein Roadtrip, den ich so schnell nicht vergessen werde. Aber der Reihe nach.

Skibums aus aller Welt in Colorado

Mein Skiabenteuer beginnt mit einer Zugfahrt vom Denver-Airport ins Zentrum der Colorado-Metropole. Vom Flughafen nehme ich die A Line in die Innenstadt. Nach 11 Stunden Flug eine willkommene Abwechslung. Denver empfängt mich 40 Minuten später mit starkem Schneefall und knackigen 18 Grad minus. Schneeverwehungen begleiten mich die kurze Wegstrecke vom Gleis in die beeindruckende Wartehalle der Union Station. Das Innenleben des historischen Bahnhofsgebäudes überrascht mit einer gelungenen Mischung aus Restaurants, Cafés, Bars und einem Hotel, dem Crawford. Mir dienen die Union Station und sein altehrwürdiges Hotel als Herberge für die nächsten beiden Tage.

Die „Mile High City“ ist die Hauptstadt des US-Bundesstaates Colorado und mit rund 700.000 Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt der Region. In der gesamten Metropolregion sind rund drei Millionen Menschen ansässig. Den Spitznamen verdankt Denver seiner Höhenlage von einer Meile, markiert durch eine Linie an den Stufen des State Capitols. Die Ausläufer der Rockies in Sichtweite, bietet die Stadt einen idealen Startpunkt für den angedachten Skitrip. Viele der bekannten US-Skiorte liegen in einer Schlagdistanz von etwa 200 Meilen (ca. 322 Kilometer). Auf dieser Reise bin ich Teil einer kleinen Gruppe Journalisten aus Mexiko, Australien, Irland und Deutschland – eine bunte Mischung an Ski-Enthusiasten, verbunden durch die pure Begeisterung, die Pisten der Welt zu erkunden und darüber zu schreiben.

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© Ralf Kerkeling

Craftbeer statt Skifahren

Bevor wir in die Berge aufbrechen, überzeugen wir uns von der Vielfalt Denvers. Neben zahlreichen Museen wie dem Denver Art Museum bieten einzelne Viertel der Stadt beeindruckende Street-Art. River North Art District (RiNo) oder East Colfax wären mein Tipp für eine kleine Rundtour, vorbei an Galerien und bunter Graffitikunst. Die entspannt wirkende Metropole hat sich zudem einen Namen unter Craftbeer-Fans machen können.  

Knapp 70 Brauereien innerhalb der Stadt sowie 370 Craft-Brauereien in der näheren Umgebung sprechen für Denvers Braukunst. Der Qualität des Bieres gehen wir während eines Zwischenstopps auf den Grund. Bei frisch gebrautem Bier und regionalem Essen lassen wir uns von den Locals Tipps zu unseren geplanten Skitouren geben. Während draußen ein Sturm eisige Kälte und noch mehr Schnee mit sich bringt, bekommen wir in der wohligen Wärme des Brauhauses zudem die heißesten Infos zu den zahlreichen Profisportteams Denvers serviert. Die Broncos (NFL), Nuggets (NBA), Colorado Rockies (MLB) und natürlich das NHL-Team der Colorado Avalanche sind allgegenwärtig.

Western-Charme in den Rockies

Der Morgen des nächsten Tages bringt trügerischen Sonnenschein mit sich. Bei Temperaturen um die 20 Grad minus heißt es „Goodbye, Denver“. Per Minibus geht es Richtung Steamboat Springs, dem ersten Stopp unserer Skisafari durch Colorado. Schnell kommen die ersten Ausläufer der Rockies näher. Markante rote Felsgiganten säumen die Interstate 70 und bilden eine Art Felsenallee. 180 Meilen liegen vor uns. Entlang der gesamten Wegstrecke sind zahlreiche Höhenzüge und Berggipfel auszumachen.  

An den 2.000 bis über 4.000 Meter hohen Steinriesen zeigt sich deutlich, wie Wind und Wetter im Laufe der Erdgeschichte Gestein bearbeiten. Die meisten der 58 Berggipfel auf unserem Roadtrip nach Steamboat haben im Laufe der Zeit eine abgeflachte Kuppe ausgebildet. Steamboat Springs überzeugt mit absolutem Western-Charme. Die Stadt liegt am Fuße der Park Range, eines sogenannten Teilgebirges der Rocky Mountains. Beim Gang durch die Straßen der Kleinstadt fühlt man sich durch die Häuserfassaden und die flache Bauweise automatisch an die Zeiten des Goldrauschs erinnert.

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© Kirk Owers

Ein eigener Butler für die Ski

Das Ski-Resort liegt unterhalb des Mount Werner (3.222 Meter) und zählt zu den schwierigsten Skigebieten in ganz Nordamerika. 44 Prozent der Skipisten werden als anspruchsvoll eingestuft. Die sympathische Stadt am Yampa River hat sich zudem einen Namen als Olympia-Athleten-Schmiede machen können. Insgesamt 100 Athleten aus Steamboat nahmen bislang an Olympischen Winterspielen teil.

Unser Ski-in-Ski-out-Hotel in Steamboat Springs bietet so ziemlich alles an Luxus, was man sich vorstellen kann. Wir bewohnen ein Condo mit Blick auf die Skipiste. In den USA sind diese großräumigen Apartments eine beliebte Unterkunftsvariante. Sie bieten je nach Größe gleich mehreren Familien Platz. Zentraler Punkt unseres Condos: ein Wohnzimmer mit angrenzender offener Küche. Die Einrichtung klassisch-luxuriös. Das One Steamboat Place bietet seinen Gästen verschiedenste Extra-Leistungen. Besonders erwähnenswert sicherlich der Skibutler-Service. Dieser beinhaltet ein Vorbereiten und Rausstellen der Ski und Skischuhe an jedem Tag durch einen Mitarbeiter des Hotels. Der morgendliche Gang in den Skikeller bleibt einem so erspart.

Heimat des Champagne Powder

In die abwechslungsreiche Pistenwelt von Steamboat führt eine Gondel. Oben angekommen, verteilen sich Pisten unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade. Trotz zahlreicher anspruchsvoller Hänge finden auch Anfänger genügend Pisten, um Kurven in den Schnee zu ziehen. Steamboat gilt als „Home of Champagne Powder“ und hat sich diesen Namen schützen lassen. Die besonderen Eigenschaften des Schnees lassen sich wissenschaftlich mit einem speziellen Aufbau der Schneekristalle erklären. Erleben lässt sich Champagne Powder am besten beim Durchfahren tiefer Schneeflächen. Man stelle sich den leichtesten und weichsten Pulverschnee vor und entziehe diesem einen Großteil an Feuchtigkeit – das Eintauchen in die weiße Pracht gleicht einem Traum. Schnee stiebt in großen Kristallwolken auseinander, noch nie war Tiefschneefahren einfacher.

Als weiteren Höhepunkt steuert unser Guide die bewaldeten Teile des Skiareals an. Der große Abstand der Bäume bietet sich optimal an, um sich in Treeruns auszuprobieren. Das Umkurven der Bäume macht dermaßen Spaß, dass wir die Zeit vergessen. Gleich an unserem ersten Tag bekommen wir so einen guten Eindruck davon, was es heißt, in Colorado Ski zu fahren. Richtig breite Hänge, bestens präparierte Pisten, zahlreiche Freeride-Möglichkeiten – das Leben könnte schöner nicht sein.

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© Ralf Kerkeling

Mythos Aspen

Auf geht’s nach Aspen Snowmass – unserem nächsten Reiseziel. Um die weltbekannte Stadt Aspen ranken sich zahlreiche Mythen. Ein ganz zentraler Bestandteil der Gerüchte sind die hohe Milliardärsdichte seiner Bewohner und exzessive Champagner-Partys an der Bergstation „Cloud 9“.

Tatsächlich scheinen sich diese Geschichten zu bestätigen, als wir auf dem Weg in die Stadt am lokalen Mini-Flughafen vorbeikommen. Dort steht dicht gedrängt Privatflugzeug an Privatflugzeug. Es müssen Hunderte sein. In einer solchen Vielzahl sicherlich nur an wenigen Orten weltweit zu sehen.

Anspruchsvoll Skifahren

Aspen selbst besticht eher durch dezenten Charme. Sicherlich – es finden sich in den Boutiquen der kleinen Stadt sämtliche Stardesigner dieses Planeten wieder. Auch trifft man auf das ein oder andere gold- oder silberfarbene Ski-Outfit. Dennoch strahlt Aspen eine überraschend angenehme Atmosphäre aus, was nicht zuletzt an der durch den Bauhaus-Stil inspirierten Bauweise liegt. Flache Häuser lassen einen guten Blick auf die Pistenwelt Aspens zu.

Der Ort steht für anspruchsvollen Skisport. Wer Lust auf steile Pisten hat, ist hier genau richtig. 30 Prozent schwarze Pisten, davon viele Double Black. Da wir nur einen Nachmittag Zeit zum Erkunden haben, heißt es: kurz den Berg rauf, ein paar Schwünge in den Hang setzen – und weiter geht es. Fazit: Daumen hoch, die Pisten sind noch steiler als gedacht.

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© Jeremy Swanson/Snowmass Ski-Resort

Aus dem Skikeller auf die Skipiste

Aspen und Snowmass bilden ein gemeinsames Skigebiet. Beide Städte sind nur wenige Fahrminuten voneinander entfernt und von früh bis spät nachts durch einen regelmäßig verkehrenden Skibus verbunden. Während Aspen sich für Singles und Paare sowie Ski-Könner als ideales Terrain erweist, bietet Snowmass den Gegenpol für alle Fahrklassen und für Familien. Aspen Mountain, Aspen Highlands, Buttermilk und Snowmass – sämtliche Pisten des Areals können mit einem „4 Mountains Ticket“ genutzt werden.

Ein Start in die Pistenwelt von Snowmass ist denkbar einfach. Die überwiegende Anzahl an Ski-in-Ski-out-Hotels lässt einen direkt aus dem Skikeller auf die nächstgelegene Piste Richtung Zentrum gleiten. Von dort bringen zwei Gondeln Skifans in Richtung Gipfel. Oben angekommen, erwartet die Skifahrer ein sensationeller Ausblick. Die Berge rund um Snowmass sind jüngeren erdgeschichtlichen Ursprungs. Sie sind zwar durch Wind und Wetter geschliffen, die Gipfel jedoch markanter als in Steamboat.

Aufgrund der Größe des Skigebietes verteilen sich die Skifahrer recht schnell. Wieder gibt es breite Pisten, Platz ohne Ende. In weiten Carvingschwüngen gleiten wir die Hänge hinab. Unser Glück: In der Nacht hat es ordentlich geschneit. Wir sind früh dran und ziehen somit die ersten Linien in frischesten Pulverschnee. Das Skigebiet bietet rund 113 Kilometer an mittelschweren und die gleiche Streckenlänge an schwarzen Pisten. Für Fans ausgiebiger Carvingschwünge eine Pistentraumlandschaft.

Ski-Finale in Telluride

Nach einem wundervollen Skitag in Snowmass neigt sich unser Skiabenteuer in Colorado bereits langsam dem Ende zu. Doch noch ist nicht Schluss. Denn für das Finale zieht unsere kleine verschworene Gemeinschaft Richtung Telluride weiter. Die Stadt liegt rund vier Stunden entfernt von Snowmass. Auf den rund 250 Meilen (ca. 402 Kilometer) bekommen wir landschaftlich noch einmal alles zu Gesicht, was Colorado ausmacht. Canyons wechseln sich mit flachen und weiten Landschaften ab. Die Berge in Sichtweite, rollen wir gen Telluride – an den Seitenrändern der Landstraßen vereinzelte Überbleibsel der letzten US-Wahl. Auf Plakaten ist Biden zu sehen, häufiger jedoch Trump. Ansonsten gibt es kaum Ablenkung. Der Blick gleitet in die Tiefe der Landschaft ab und lässt die Gedanken um das in den letzten Tagen bereits Erlebte kreisen.

Telluride liegt im Südwesten Colorados und teilt sich auf in zwei Ortsteile, den historischen Ortskern im Tal und das höher gelegene Mountain Village. Wir beziehen ein Condo im Hotel Franz Klammer am zentralsten Platz in Mountain Village, oben auf dem Berg, in 3.000 Meter Höhe. Beide Ortsteile sind durch eine Gondel verbunden. Diese ist kostenlos nutzbar und verkehrt bis 24 Uhr. Für uns ist sie das bevorzugte Verkehrsmittel, um am Abend zum Essen ins Tal zu gelangen. Gerade bei Sonnenuntergang mit Blick auf die San Juan Mountains ein absoluter Geheimtipp.

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© Visit Telluride

Cowboys im Skigebiet

Der auf 2.600 Metern gelegene Ort ist eine waschechte alte Westernstadt. Genau dies inspirierte Star-Regisseur Quentin Tarantino, der große Teile seines Filmklassikers „The Hateful 8“ in dem Städtchen abdrehte. Vermutlich würde es niemanden wundern, wenn tatsächlich Cowboys durch die Stadt reiten würden.

Die Pistenwelt des Skiresorts kann sich sehen lassen. Sowohl vom Tal als auch von Mountain Village aus lässt sich diese per Gondel oder Sessellift erreichen. Bislang unerwähnt: die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer in allen Resorts. Bereits in Snowmass fielen mir die Volunteers auf. Zumeist junge, ortskundige Guides beantworten sämtliche Fragen zu Pisten und Liftverbindungen, helfen, wo nötig. Ein toller Service. Fürs Skifahrerherz bietet das bis zu 4.000 Meter hoch gelegene Gebiet eine gigantische Bandbreite an Möglichkeiten vom Anfänger bis zum Experten. Erfahrene Skifahrer können sich auf insgesamt 14 „Double Black Diamond“-Pisten ausleben. Einige der extrem steilen Pisten führen sogar bis ins Tal. Nach kurzem anfänglichen Innehalten lassen sich diese top präparierten Skipisten sportlich sauber bewältigen.

Skifahren in Colorado: alle Erwartungen übertroffen

Eine Woche Skifahren in Colorado – meine Erwartungen wurden schlichtweg übertroffen. Allein durch die Reise zu den sehr unterschiedlich angelegten Ski-Resorts wurde es ein Roadtrip der besonderen Art. Als Stadt positiv überrascht hat mich Aspen. Telluride – für mich der Ort, der mich als Komplettpaket am ehesten angesprochen hat. Eine charmante Western-Kleinstadt mit tollen Ausgehmöglichkeiten und den abwechslungsreichsten Pisten. Steamboat überzeugte mit Champagne Powder und Treeruns, Snowmass durch seine breiten Pisten und viele unpräparierte Abfahrtspassagen.

Was wir aufgrund von Lawinengefahr nicht befahren konnten, waren Bowls in Aspen Snowmass und Telluride. Die Befahrung der „Schüsseln“ im freien Gelände wäre sicherlich ein besonderes Highlight gewesen. Gerade Telluride bietet einige dieser extremen Freeride-Varianten mit langen Tiefschneeabfahrten Richtung Tal. Ein Grund mehr, wiederzukommen und sich dann dem Skifahren in seiner pursten Form hinzugeben.

Alle Infos auf einen Blick gibt es im Artikel "Skigebiets-Check: Colorado, USA".

Reisen In den Bergen

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