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9 Minuten

Spektakuläres Skifestival am Fuß von Eiger, Mönch und Jungfrau

Die Berge haben nicht nur für Wintersportfans einiges zu bieten. Auch Kulinarik- und Musikliebhaber kommen in manchen Skigebieten voll auf ihre Kosten. Festivalstimmung vor atemberaubender Naturkulisse hat unser Autor beim legendären SnowpenAir in Grindelwald erlebt – das perfekte Skisaison-Ausklang-Event.
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Jungfraubahnen 2019

Wer kennt die guten Vorsätze für das neue Jahr nicht? Mehr Sport, mehr gesunde Ernährung, mehr Enthaltsamkeit. Wie wäre es denn einmal mit mehr Festivalstimmung, mehr Ski-Shots und mehr atemberaubender Bergkulisse?  

Unsere Redaktion hätte da schon jetzt einen spannenden Trip im Angebot. Denn Ende März haben wir das legendäre SnowpenAir im schweizerischen Grindelwald erlebt und müssen zugeben: Im Schatten der Bergriesen Eiger, Mönch und Jungfrau findet ein perfektes Event für die etwas anderen Neujahrsvorsätze statt, das das Potenzial hat, Ski- und Musik-Fans unvergessliche Saisonausklänge zu bescheren!

Helene und Samu im Skigebiet

Ende März, die Temperaturen sind leider schon fast sommerlich, die Saison biegt viel zu schnell auf die Zielgerade ein. Jedoch wartet noch ein echtes Highlight, das zwei meiner Leidenschaften abdeckt: Skifahren und Musik! Da muss die Chefredaktion des SKIMAGAZINs nicht zweimal bitten, als die Anfrage reinflattert, gemeinsam mit meiner Kollegin Mareike zum SnowpenAir zu reisen. Das Line-up klingt einzigartig und zugleich ein wenig unglaubwürdig: Neben den schweizerischen Stars Bermudas, Patent Ochsner und der Walliser Soul-Queen Stefanie Heinzmann komplettieren Sunrise Avenue und Helene Fischer die Liste – wie bitte? 

Der charismatische Finnen-Rocker Samu Haber nebst Band und Schlagerkönigin Helene Fischer, die doch noch in Babypause ist und deren Konzerte – selbst wenn man kein eingefleischter Fan ist – schon allein wegen der Show großes Kino sind? Absolut richtig, denn die Schweizer kennen sich nicht nur mit der Fertigung von Präzisionsuhren und der Konstruktion von spektakulären Bergbahnen aus. In Grindelwald beweisen sie seit mehr als 20 Jahren, dass sie auch exklusive Open Airs mit ganz großen Musikstars auf die Beine stellen können. 

Grindelwald rockt die Pisten

Klangvolle Namen wie Status Quo, Scorpions, Ronan Keating, Bryan Adams, Zucchero, Joe Cocker, Amy Macdonald, Deep Purple, James Blunt, Roxette und die Fantastischen Vier hat Festivalgründer Urs Kessler alias Mr. SnowpenAir seit 1998 schon an der kleinen Scheidegg auf über 2.000 Meter Höhe begrüßen dürfen.

Nach der pandemiebedingten Zwangspause geht das SnowpenAir nun in die 23. Saison. Allerdings mussten der Jungfraubahnen-Chef und sein Team das komplette Event von Grund auf neu auflegen. Denn mit der Planung des imposanten Generationenprojekts V-Bahn ging Kessler einen durchaus „gefährlichen“ Handel ein. Die Inhaber des Hotels Bellevue auf der Kleinen Scheidegg stimmten dem gigantischen Bauvorhaben von zwei Seilbahnen, einem Terminal in Grindelwald als Talstation und einer modernen Bergstation mit Anschluss an die historische Jungfraubahn nur unter einer Bedingung zu: Das SnowpenAir findet an seinem ursprünglichen Ort bei der Kleinen Scheidegg nicht mehr statt.

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© SnowpenAir, David Birri

Spektakuläres Festival im Schnee

„Das hat sich angefühlt wie ein Winter ohne Schnee“, beschreibt Urs Kessler die anfängliche Stimmung nach der Zustimmung zum Deal. Resignation war allerdings keine Option. Am neuen Standort in Grindelwald Grund, mit Blick auf den hochmodernen Grindelwald Terminal samt direkter Bahnanbindung und die Eiger-Express-Talstation, zauberten die Festivalroutiniers ein komplett neues Areal aus dem Boden.  

„Nach fast 20 Jahren an der kleinen Scheidegg war natürlich alles eingespielt“, verrät der 60-Jährige. Unten in Grindelwald starteten sie dann beinahe wieder bei null. Ob Versorgungsleitungen, Bühnentechnik oder Untergrundaufbereitung – einzig bei der Logistik gab es eine deutliche Erleichterung. Auch wenn zwischenzeitlich die eine oder andere Träne dem alten Standort oben im Skigebiet nachgetrauert wurde, einen Einbruch bei der prächtigen Stimmung, so viel sei verraten, konnte man nicht feststellen. Rund 10.000 Festival-Fans pro Tag sprechen da ganz klar für sich.

Pistenspaß trifft Konzerterlebnis

Während die ersten Musikfans schon am frühen Samstagmorgen singend und voller Vorfreude in Richtung Festival-Gelände laufen, ziehen wir unsere ersten Schwünge im perfekten Märzschnee entlang eines der beeindruckendsten Alpenmassive. Und bevor uns Stefanie Heinzmann mit ihrer unverwechselbaren Soulstimme einfängt, machen wir noch einen buchstäblich atemberaubenden Abstecher auf Europas Dach. 

Mit dem Eiger Express geht es in nur 15 Minuten auf die neue Gletscher-Bergstation. Die modernen Panorama-Gondeln gleiten nahezu lautlos und in umwerfender Nähe an der berüchtigten Eiger-Nordwand vorbei – ein wirklich magischer Moment. Oben an der Bergstation wartet schon die traditionelle Jungfraubahn. Seit 1912 führt die Strecke, dank unglaublicher Pionierleistungen und modernster Ingenieurskunst, durch die Eiger-Nordwand Richtung Zwischenstopp „Eismeer“ (3.160 m).

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© Jungfraubahnen 2019

Die Eiswelt der Jungfrau

Nach einem kurzen Blick in das ewige Eis geht es hinauf zum höchstgelegenen Bahnhof Europas auf das 3.454 m hohe Jungfraujoch – Top of Europe. Von der Sphinx-Terrasse schweift der Blick in die endlos weite Wunderwelt aus Eis und Schnee. Umringt von Viertausendern stockt uns der Atem nun endgültig. Milliarden Tonnen Eis und Schnee lagern hier im Aletschgletscher, dem größten seiner Art in Europa – für wie lange noch?  

Wir beenden unsere Sightseeingtour auf dem Dach Europas mit einem Rundgang durch den einzigartigen Eispalast. Inmitten dieser funkelnden lebensfernen Eiswelt wird uns bei einem kleinen Aperitif in der Eisbar ganz warm ums Herz. Vorbei an frostigen Kunstwerken, bizarren Eisformationen und eingelagertem edlen Swiss-Highland-Single-Malt-Whiskey, geht es auf dem spiegelglatten Eisgrund zurück zur Jungfraubahn.

Festival mit Hiobsbotschaft

Wir müssen uns ranhalten – Frauenschwarm und Sunrise Avenue-Frontmann Samu Haber wartet schon mit seiner Band und der Abschiedstournee auf uns. Die Finnen lassen nichts anbrennen, rocken die Bühne, überzeugen aber auch mit sanften Tönen. Rund 10.000 Musikfans sind bei strahlendem Sonnenschein aus dem Häuschen.

Der erste Festivaltag geht mit vielen eindrucksvollen Momenten zu Ende. Plötzlich wird es noch einmal hektisch im Organisationsteam. Der Schweizer Pop-Schlagerstar Francine Jordi ist erkrankt und meldet sich kurzfristig für den nächsten Tag ab. Urs Kessler bleibt entspannt, zückt sein Mobiltelefon. Knapp zehn Minuten später grinst er. Mit der Kärntnerin Melissa Naschenweng zieht Mr. SnowpenAir ein wahres Ass aus dem Ärmel. Die Lederhosen-Rockerin aus Österreich lässt sich nicht zweimal bitten und springt spontan ein. Der Abend, die Nacht und die nächsten Tage sind gerettet.

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© Jungfraubahnen 2019

Ein Hauch von Ski-Weltcup

Auch am Sonntag nutzen wir das traumhafte März-Wetter vor dem musikalischen Ohrenschmaus und drehen einige Runden durch die Jungfrau Ski Region. Mit der aufgehenden Sonne stehen wir schon am Starthäuschen der berühmten Lauberhornabfahrt.  

Ohne lange zu überlegen, wagen wir uns auf den gesteckten Parcours. Nach den ersten drei Toren ist aber schon Schluss mit dem rasanten Talflug. Wir lassen es lieber gemütlich angehen, genießen die majestätische Bergkulisse inmitten der vielen Viertausender-Riesen.

Helene Fischer - Gänsehaut in Grindelwald

Aus der Ferne erreichen uns die ersten Klänge von ausgelassener Party-Stimmung. Gespannt sind wir natürlich – ebenso wie Tausende Fans – auf den Auftritt von Helene Fischer. Wird die Schlagerkönigin nach der langen Babypause wirklich nur in Grindelwald ihren einzigen und ersten Auftritt haben? Und hoffentlich nicht nur ein Miniauftritt? Einer weiß es ganz genau und ist völlig unbesorgt – Urs Kessler.  

Als der deutsche Superstar unter einem Beifallsorkan die Bühne betritt, weiß er, dass nichts mehr schiefgehen kann. Mehr als zwei Stunden bekommen die treuen Fischer-Fans ein absolut einmaliges Musik-Erlebnis geboten. Mit Songs aus dem neuen Album „Rausch“, Klassikern wie „Atemlos durch die Nacht“ und „Herzbeben“, aber auch Coversongs wie „The Best“ von Tina Turner nimmt die junge Mutter einfach jeden mit. Zum Ende hat Helene Fischer dann noch eine ganz klare Botschaft an alle Kriegstreiber und stimmt „Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen an – ein absoluter Gänsehautmoment im Schatten von Eiger, Mönch und Jungfrau.

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© Jungfraubahnen 2019

Kulinarik in Grindelwald-First

Unser Festival-Wochenende lassen wir in Grindelwald-First ausklingen. Auf dem gegenüberliegenden Rücken der weltbekannten Bergkette genießen wir die plötzliche Stille und den unglaublichen Weitblick auf dem First Cliff Walk. Direkt nebenan im Berggasthof First begrüßt uns Chef Tom Ysebaert. Seit 2012 leitet er den Berggasthof und hat seitdem vieles anders gemacht. Das Herz-Logo auf den Tischen und Speisekarten zeigt es an: „Hier sind wir alle mit vollem Herzen dabei, hier gibt es keine Massenabfertigung. Der Gast ist keine Nummer und jederzeit herzlich willkommen“, beschreibt der gelernte Koch seine Philosophie.  

Das macht sich auch auf dem Speisezettel bemerkbar. Frische regionale Zutaten aus schonender und artgerechter Produktion lässt der Hotel- und Restaurantfachmann täglich über die Gondelbahn auf über 2.200 Meter anliefern. Und so gibt es neben Trockenfleischspezialitäten und regionalem Bergkäse als Vorspeise auch klassische Rösti, heiße Käse-Delikatessen oder einen Bio-Angus-Burger aus dem Emmental. „Es ist längst keine Selbstverständlichkeit mehr, dass ein Gast vorbei- und wiederkommt“, sagt Ysebaert, zieht zum nächsten Tisch und begrüßt seine neuen Gäste persönlich. Wir gönnen uns noch einen hausgemachten Apfelstrudel mit Vanillesoße und Eis und lassen uns dabei die zwei Tage SnowpenAir noch einmal genüsslich auf der Zunge zergehen.

Schluss mit SnowpenAir

Zurück in der Heimat wird das letzte März-Wochenende 2023 im Kalender sofort rot markiert. Doch Mitte Juni ereilt uns und die zahlreichen SnowpenAir-Fans eine Hiobsbotschaft. Aus und vorbei, heißt es da in einer Mitteilung der Jungfraubahnen – das erste Festival am Terminal in Grindelwald war auch zugleich das letzte. Nach 23 Auflagen des einzigartigen Musikevents ziehen die Veranstalter einen Schlussstrich. Trotz des guten Restarts nach der Pandemie-Pause wird es kein weiteres SnowpenAir geben.  

„Die Einzigartigkeit des ursprünglichen Standorts auf der Kleinen Scheidegg kann nicht getoppt werden“, begründet Bergbahnen-Chef Urs Kessler die Entscheidung. Deshalb sei nun ein guter Zeitpunkt, um einen Schlussstrich zu ziehen. „Wir hatten dieses Jahr nochmals schönes, warmes Wetter, über 20.000 begeisterte Gäste und tolle Bands, Sängerinnen und Sänger sowie eine große Medienpräsenz im In- und Ausland, das ist ein passender Abschluss.“ Wumms, das sitzt erst einmal.

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© Jungfraubahnen 2019

In Grindelwald wird weiter gerockt

Aber Urs Kessler wäre nicht Mr. SnowpenAir, wenn er sich nicht doch noch ein kleines Hintertürchen offengelassen hätte. Nach intensiven Gesprächen und vielen Besichtigungen mit der Bergschaft Itramen konnte eine neue natürliche Arena am Männlichen, in Sichtweite von Eiger, Mönch und Jungfrau, gefunden werden. Und so vermelden die Jungfraubahnen knapp zwei Monate später eine spektakuläre Wende.  

Die Geschichte des SnowpenAir geht weiter! Am 25. und 26. März 2023 findet auf dem Männlichen die 24. Auflage statt. Und das neue „alte“ SnowpenAir im Schnee auf über 2.200 Meter lässt sich ein ganz besonderer Volks-Rock-’n’-Roller nicht entgehen – Andreas Gabalier wird nach 2017 zum zweiten Mal beim SnowpenAir rocken und dann für „Hulapalu“ am Männlichen sorgen.

Du willst mehr über das Skigebiet erfahren? Weitere Infos auf einen Blick findest du im Artikel "Skigebiets-Check: Jungfrau Ski Region, Berner Oberland, Schweiz".

Reisen In den Bergen

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