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„Nachhaltigkeit ist seit jeher Teil unserer DNA!“

Das österreichische Familienunternehmen Komperdell ist ein gutes Beispiel dafür, wie verantwortungsbewusst die Outdoorbranche produziert. Inmitten eines Naturschutzgebietes entwickelt der Stock- und Protektoren-Hersteller Innovationen. Im Interview erläutert Maximilian Bolzer unter anderem die „Zero Waste“-Philosophie.
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Komperdell/Roland Haschka

Mondsee im oberösterreichischen Salzkammergut – idyllischer als in der 4.500- Einwohner-Gemeinde kann es kaum zugehen. Als traumhafte Kulisse die Berge, flankiert von grünen Almen, davor mit dem malerischen See ein äußerst beliebtes Touristenziel. Hier produziert das Familienunternehmen Komperdell, das 2022 sein 100-jähriges Jubiläum gefeiert hat, in der nach eigener Aussage saubersten Stockfabrik der Welt und verfolgt dabei eine klare „Zero Waste“-Philosophie. Im Interview spricht Managing Director Maximilian Bolzer über das firmeneigene Selbstverständnis einer ehrlich grünen Produktion und die Herausforderungen, die diese mit sich bringt.

SKIMAGAZIN: Maximilian, Komperdell steht dafür, aus Tradition nachhaltig zu arbeiten. Seit wann ist eine ehrliche grüne Produktion Teil der Firmenphilosophie?

Maximilian Bolzer: Für die Familie Roiser, die Eigentümer des Familienbetriebs Camaro und Komperdell, war ein bewusster Umgang mit der Umwelt immer schon ein wichtiges Thema. Bereits als man die Firma Komperdell 1983 gekauft und nach Mondsee geholt hat, wurde darauf Wert gelegt, die Produktionsgebäude möglichst stimmig in die Umgebung einzubetten und dabei mit den Ressourcen schonend umzugehen. Ein Fertigungsbetrieb umgeben von Natur- und Wasserschutzgebieten wäre ansonsten wahrscheinlich gar nicht möglich gewesen. Daran sieht man, wie viel gemacht wird. Wie akribisch jedes Detail und jeder Produktionsschritt über- und durchdacht wird. Denn machen kann man als Firma sehr viel, man muss es nur wollen, auch wenn das zum Teil bedeutet, dass Mehrkosten anfallen. Doch die Eigentümer hatten immer den Mindset, dass unsere Welt morgen mindestens genauso gut und schön sein sollte wie gestern und vorgestern. Das heißt, bewusst zu produzieren, damit die nächsten Generationen genauso Freude an der Natur haben, wie es bei uns der Fall ist. Da ist es unabdingbar, keine Ressourcen zu verschwenden, möglichst wenig Abfall zu verursachen und alle Materialien wiederzuverwenden. Man kann sagen, dass Nachhaltigkeit aufgrund unseres eigenen Werteprinzips für uns schon lange absolut selbstverständlich und normal war, bevor sie fester Bestandteil unseres Wortschatzes geworden ist.

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Maximilian Bolzer ist seit 2021 Managing Director bei Komperdell (links). © Komperdell/Roland Haschka

Was waren die ersten Schritte und Prinzipien, die Komperdell umgesetzt hat?

Schon beim Bau des Firmengebäudes hat man – wie schon gesagt – darauf geachtet, dieses harmonisch und bedacht in die Landschaft zu integrieren. Ein weiterer wesentlicher Schritt in einen noch bewussteren Umgang mit der Umwelt war die Umstellung auf wasserlösliche Lacke in den 90er-Jahren. Kurz darauf wurde der kostenlose Reparaturservice eingeführt, zu einer Zeit, in der Nachhaltigkeit in der Gesellschaft noch kaum ein Thema war. Unsere Fabrik wurde zuletzt 2015 komplett modernisiert. Wir haben dadurch weltweit eine der modernsten Fertigungsstätten innerhalb der Sportartikelindustrie.

Warum ist es euch so wichtig, alles so gut wie möglich den nachfolgenden Generationen zu übergeben?

Eine Investition in eine umweltbewusste Fertigung entspricht unserem Selbstverständnis, denn wir leben davon, dass unsere Kunden bei Outdoor-Aktivitäten die Natur genießen – und dazu braucht es am Berg nun einmal klare Luft, gute Sicht, einen grünen Wald im Sommer und weiße Hänge im Winter. Das sollte auch den nächsten Generationen möglich sein. Was sind für euch als Produzenten die größten Hürden, die nachhaltiges Denken mit sich bringt? Von den Rohstoffen über die Verwertung bis hin zur Lieferkette … Eine der größten Herausforderungen in den letzten Jahren war es, auch unsere Zulieferbetriebe mit ins Boot zu holen. Nun ist es uns gelungen, dass beispielsweise auch die Abfälle in der Griff- und Schlaufenproduktion gänzlich recycelt, regranuliert und wiederverwendet werden. Nächstes Ziel ist, dass man auch mehrere Partner der Wertschöpfungskette dazu bekommt, an unserem Recyclingprogramm teilzunehmen.

Wie schwer ist es, den Spagat zwischen ökologischer Herstellung und höchsten Produktstandards zu meistern?

Für uns ist es entscheidend, dass der ökologische Aspekt nie auf Kosten der Produktqualität in den Vordergrund rückt. Wir minimieren die Umweltbelastung, indem wir so nachhaltig und ressourcenschonend wie möglich produzieren, und bieten dennoch einen unübertroffenen Stock in puncto Zuverlässigkeit, Stabilität und Robustheit.

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Im beschaulichen Mondsee, rund 30 Kilometer östlich von Salzburg, tüftelt das Entwicklungsteam um Firmenchef Thomas Roiser (2. v. r.) konsequent an nachhaltigen Innovationen. © Komperdell/Roland Haschka

Was genau steckt hinter eurem „Zero Waste“- Programm, das ihr konsequent verfolgt?

Reduce – repair – recycle. Mit unserem „Zero Waste“ schließen wir den Kreislauf. Mittlerweile produzieren wir unsere Stöcke ohne auch nur ein Gramm Abfall, verlängern den Produktlebenszyklus mit unserem Gratis-Reparaturservice wesentlich und regen dazu an, nicht mehr brauchbare Stöcke an uns zurückzusenden, damit wir die einzelnen Komponenten sauber trennen und recyceln können.

Aber „Zero Waste“ bedeutet nicht nur, kein Gramm Abfall zu produzieren. Die Maßnahmen sind vielfältig, reichen von der Ressourcenschonung bis hin zu einem eigenen Recyclingkreislauf, richtig?

Genau. Unsere wichtigsten Rohstofflieferanten sind in näherer Umgebung angesiedelt, wir haben kurze Transportwege und einfache Logistik. Die Produktionsmaschinen sind mit hoch effizienten Absauganlagen ausgestattet, sodass selbst Aluminiumstaub gebunden und zu 100 % wieder in den Recyclingprozess zugeführt wird. Und wir scheuen jeglichen Energieverlust! So erzeugt unsere Vor-Ort-Produktionsanlage weniger Emissionen als eine Standard-Haushaltsküche.

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© Komperdell

Ein wichtiger Punkt ist euer Reparaturservice. Wie ist das Feedback darauf?

Wir haben unseren 3-Jahre-Gratis-Reparaturservice bereits vor mehr als 15 Jahren eingeführt und sind damit heute noch absoluter Vorreiter. Ohne Rückfragen reparieren wir deinen Stock – egal, was passiert ist! Oft kommen auch Stöcke zu uns, die 15 Jahre oder älter sind. Da freuen sich die Kunden dann immer besonders, wenn wir noch Ersatzteile lagernd haben und wir ihnen ihren jahrzehntelangen treuen Begleiter wieder reparieren können. Guter Service wird immer wertgeschätzt!

Wie ist das Procedere, alte Stöcke eurer Recyclingabteilung und damit dem Kreislauf wieder zukommen zu lassen?

Wir erhoffen uns, dass der Fachhandel ein Teil dieser Recyclingkette wird und kaputte Stöcke, die nicht mehr repariert werden können, sammelt und zu uns schickt. Wir haben hier extra eine neue Stelle geschaffen, denn nur so lässt sich der Stock wirklich sauber trennen und recyceln. Natürlich ist das mit ein wenig Arbeit verbunden, aber um etwas erreichen zu können, müssen alle Teile der Wertschöpfungskette, Kunden, Produzenten und Händler, etwas beitragen. Anders funktioniert es nicht.

Vielen Dank für das Gespräch!

In den Bergen

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