Ein schicker Skischuh ist auch auf der Skipiste etwas Feines, aber bei Skistiefeln muss die optimale Passform und nicht das Aussehen im Vordergrund stehen – und natürlich die Performance. Im ersten Teil unserer Skischuh-Neuheiten-Serie 22/23 stehen die absoluten Top-Modelle im Fokus. Sie sind das Beste, was auf dem Markt für den normalen Skifahrer zu haben ist. Hochsportlich, dazu Hightech-Geräte für die Füße.
Bereits beim Gedanken, mit diesen Premium-Skischuhen gen Tal zu brettern, schießen einem fast Freudentränen in die Augen. Diese Skistiefel sind zwar etwas teurer als die Skischuhe aus dem Komfort- oder Allmountain-Segment, sie werden aber nicht nur bei sportlichen Top-Skifahrern, sondern auch bei fortgeschrittenen und ambitionierten Genussfahrern den Fahrspaß, die Kontrolle, damit auch die Sicherheit und den Komfort erhöhen. Davon ist Karl-Heinz Greil überzeugt, der in Deggendorf das Fachgeschäft Intersport Greil betreibt und seit über 25 Jahren Skischuhberatung und Bootfitting anbietet. Im Interview erklärt unser Skischuh-Experte die Vorteile der High-End-Skistiefel, spricht über aktuelle Trends und darüber, was sich in puncto Tragekomfort im Premium-Segment getan hat.
Welche Skischuhe kann man schäumen?
SKIMAGAZIN: Karl-Heinz, wie hat sich der Bereich der High-Performance-Skischuhe in den vergangenen Jahren entwickelt?
Karl-Heinz Greil: Grundsätzlich haben sich die Skischuhe vor allem in der Anpassfähigkeit verbessert. Sowohl die Innenschuhe als auch die Schale sind durch die Bank deutlich leichter und viel einfacher zu individualisieren geworden. Wir haben schon immer Bootfitting gemacht und Innenschuhe geschäumt, aber bei den aktuellen Skischuhen ist das oft nicht mehr notwendig, da sie von Werk aus schon einen perfekt anpassbaren Innenschuh haben. Hier ist es oft besser, mit dem Original- Innenschuh zwei oder drei Saisons zu fahren, bevor man sich einen neuen Innenschuh schäumen lässt.
SKIMAGAZIN: Das heißt, dass man in Zukunft bei Skischuhen auf das Schäumen verzichten kann?
Greil: Nur zum Teil. Bei vielen Skischuh-Herstellern wird das nicht mehr unbedingt notwendig sein. Aber es gibt mit Aquanovo einen neuen Hersteller, den wir auch bei Sport Greil führen, der einen neuen Ansatz bei den Skischuhen verfolgt. Das Schäumen ging vorher nur in einem sportlichen, harten Schuh, jetzt ist die Maßanfertigung für alle Boot-Kategorien möglich.
Ein Skischuh ist wichtiger als Skier
SKIMAGAZIN: Für wen ist ein hochsportlicher High-Performance-Skischuh überhaupt geeignet? Ausschließlich für richtig dynamisch-kraftvolle Skifahrer?
Greil: Wir versuchen, dem Kunden komplette Skischuh-Systeme zu verkaufen, die auch zu ihm passen. Wenn jemand einen hochsportlichen Ski fährt, gehört natürlich ein sportlicher Skischuh dazu. Mit einem Komfort-Skistiefel wird man nie so ein Slalom- oder Riesenslalom-Gefühl bekommen wie mit einem High-Performance-Skischuh mit hohem Flex-Wert. Das A und O ist einfach ein guter Skischuh, da gibt es keine zwei Meinungen! Denn mit einem nicht ganz optimalen Skistiefel verliert man alles, was ein guter Ski einem geben kann. Die Skischuhe sind also viel wichtiger als der Ski, zumal man nicht außer Acht lassen darf, dass ein guter Skischuh einem auch viel Sicherheit, Stabilität und Komfort gibt, wenn er optimal angepasst ist.
SKIMAGAZIN: Muss man denn ein sehr guter, dynamischer Skiläufer sein, um einen High-Performance-Schuh zu fahren?
Greil: Mit einem richtig guten Skischuh steht jeder direkt viel besser auf dem Ski. Auch ein Einsteigerin Skifahren bekommt durch einen qualitativ hochwertigen Skistiefel eine bessere Unterstützung. Wichtig ist eine ausführliche, individuelle Beratung im Skisport-Fachgeschäft. Sehr harte, sehr sportlich abgestimmte Skischuhe sind eventuell nicht für jeden Fahrertyp geeignet.
Die besten Skischuhe für jeden Fahrer
SKIMAGAZIN: Geht die Performance des Skischuhs zulasten des Komforts?
Greil: Mittlerweile nicht mehr. Da die Skischuhe durch Bootfitting perfekt angepasst werden können, sitzen sie auch gut, was Druckstellen verhindert und den Tragekomfort erhöht. Die Kraftübertragung ist dadurch auch besser und direkter. Dadurch spart man Kraft und steht sicherer auf dem Ski. Zudem sind Ein- und Ausstieg deutlich verbessert.
SKIMAGAZIN: Das heißt, dass auch weniger sportliche Skifahrer von so einem High-Performance-Skischuh profitieren können?
Greil: Bei einem 130er-Flex-Skischuh packt jede Firma das Beste an Technologie hinein, was sie zu bieten hat. Beim 120er Flex-Skischuh ist oft schon die Schale etwas abgespeckt. Beim 110er Stistiefel ist dann schon ein einfacherer Innenschuh drin. Schließlich müssen die unterschiedlichen Preise irgendwo herkommen. Die Flex-Härte werden nur wenige Skifahrer auf der Piste spüren. Man merkt dafür schnell, wenn die Schale abgespeckt oder der Innenschuh nicht mehr optimal ist. Daher können auch weniger sportliche Skifahrer von den High-Performance-Skischuhen profitieren, weil sie einfach das beste Material an den Füßen haben.
Ein Top-Skischuh für Ski-Anfänger
SKIMAGAZIN: Können Anfänger Skischuhe mit 130er-Flex überhaupt kontrollieren oder braucht man dazu mehr Kraft?
Greil: Bei den modernen Materialien und der aktuellen Bauweise ist auch ein harter Skischuh nicht mehr so steif, dass man Unmengen an Kraft braucht. Im Gegenteil: Die Schale und der Innenschuh sind so gefertigt, dass man durch die richtige Technik die absolute Kontrolle über den Skischuh und damit auch über die Skier bekommt. Zudem hat man eine direkte Kraftübertragung auf den Ski. Das spart sogar Kraft für einen entspannten und sicheren Tag am Berg. Oft ist es so, dass ein guter Skifahrer mit gutem Material und ein weniger guter mit eher schlechtem Material fährt. Dadurch wird man aber in seiner Entwicklung eher gebremst. Daher ist auch für Anfänger ein Top-Skischuh wichtig, um möglichst schnell Fortschritte zu erzielen.
SKIMAGAZIN: Was hältst du persönlich von Race-Schuhen für den Alltagsgebrauch?
Greil: Ich vergleiche das immer mit der Formel 1. So ein Formel-1-Bolide ist für richtige Rennstrecken und für professionelle Rennfahrer gebaut. Ein normaler Autofahrer kann damit nicht umgehen, und er hat auch nicht den passenden Untergrund dafür. Man kann mit einem hochgezüchteten Mercedes oder einem Ferrari auf der Autobahn schnell fahren und hat dann auch Spaß. Aber bei einem Formel-1-Rennen hat man damit nichts zu suchen. Ein Race-Skischuh ist für den Ski-Weltcup und Rennläufer und nichts für normale Skipisten.
SKIMAGAZIN: Und wohin geht die Reise bei den High-Performance-Skischuhen?
Greil: Ich denke, dass sich im Bereich Ausstieg/ Einstieg und bei der individuellen Anpassung noch einiges tun wird, damit der Skischuh sich noch besser an den jeweiligen Fuß anpassen wird.
Unser Experte zum Thema
Karl-Heinz Greil ist nicht nur begeisterter Skifahrer, er hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Vor über 25 Jahren gründete der 51-Jährige im Bayerischen Wald die Ski- und Tennisschule Greil mit den Standorten am Pröller Skidreieck Klinglbach und in Greising (Deggendorf). Heute ist der zweifache Familienvater DSV-Skilehrer sowie DSLV-Skilehrer Level 3 und kümmert sich als Skischuh-Experte und Bootfitter mit professioneller Anpassung in seinem Sportgeschäft um die individuellen Wünsche seiner Kunden.