Carbon wird seit vielen Jahren im Skibau verwendet. Es ergibt in meinen Augen aber keinen Sinn, ein reines Carbon-Modell zu bauen, denn der Materialmix ist verantwortlich für die Performance eines (Renn-)Skis. Carbon ist eine industriell hergestellte Faser aus kohlenstoffhaltigen Ausgangsmaterialien und steht vor allem für Härte und Steifigkeit, kann jedoch auch durch sein verhältnismäßig geringes Gewicht überzeugen. Wenn ich mir die Ski von Herrn Heuberger anschaue, fällt vor allem auf, dass sie sehr stark tailliert sind und dass mit relativ hohen Bindungsplatten gearbeitet wird, die in der Zeit, als extremes Carven im Fokus stand, eingesetzt wurden. Heute sind hohe Platten gänzlich vom Markt verschwunden, da diese für extreme Belastungen im Knie verantwortlich sind und zu Verletzungen geführt haben. Die Taillierungen, die man hier sieht, dürfen in keiner anderen Disziplin gefahren werden als im Slalom. Auch in dieser Disziplin sind Modelle mit einer extremen Härte nahezu unfahrbar, da sie den Fahrer am Schwungende aus der Kurve katapultieren würden. Im Slalom wie in allen anderen Disziplinen kommt es deshalb nicht nur auf Gewicht und Härte an. Einer der wichtigsten Aspekte, der für das optimale Funktionieren von Rennski verantwortlich ist, stellt die Biegelinie dar. Das Sportgerät muss im aufgekanteten Zustand perfekt dem Radius folgen. Extrem dicke Kanten und Beläge sind deshalb kontraproduktiv, da sie den Ski zu sehr versteifen. So, wie bei einem Auto die Stoßdämpfer und das Fahrwerk für eine gute Straßenlage sorgen, übernehmen die ABS-Seitenwangen und der speziell abgestimmte Kern diese Aufgaben beim Skibau. Ich habe in der Vergangenheit bereits einige Ski der Schweizer Edel-Manufakturen Mach, Zegna Zai und AK fahren dürfen und bin auch überzeugt davon, dass die von Herrn Heuberger produzierten Ski sich sehr gut fahren lassen – einen Einsatz im Rennsport sehe ich jedoch nicht. Ich möchte es an dieser Stelle nicht versäumen, dir als Schweizer nachträglich zum tollen Erfolg von Beat Feuz in der olympischen Abfahrt von Peking zu gratulieren, die du hoffentlich trotz der Mail gesehen hast!
Ich verbleibe mit schneesüchtigen Grüßen, Dein SKIMAGAZIN-Hero Ralf
Guten Morgen aus der Schweiz!
Eigentlich wollte ich jetzt die Olympia-Abfahrt der Herren im fernen China im Fernsehen anschauen, doch gestern haben wir jemanden getroffen, der voll des Lobes über die einzigartigen „Swiss Carbon Ski“ von Willi Heuberger (www.williheuberger.ch) war – jetzt muss ich schnell schreiben: Der Bekannte meint, die exklusiv in Handarbeit gefertigten Ski aus Carbon hätten quasi eine unendliche Lebensdauer; das kann ich nicht beurteilen. Ich gehe davon aus, dass Carbon sicher eine längere Lebensdauer besitzt, aber irgendwann ebenfalls ermüdet. Er ist der Überzeugung, dass die Ski um Welten besser seien als alle handelsüblichen Produkte und Weltcup-Ski! Laut FIS gibt es neben den Dimensionen Regeln für die Bauweise der Ski für alle Disziplinen, jedoch keine zu den Materialien. Demnach wäre es möglich, mit einem Carbon-Ski an den Start zu gehen. Warum macht das niemand? Hängt dies damit zusammen, dass die Hersteller bewusst dickere Beläge und Kanten verwenden? Oder wo siehst Du den Grund, dass dieses Produkt nicht zum Einsatz kommt? Besten Dank für Deine geschätzte Rückmeldung. Sportliche Grüße und bleibe weiterhin gesund, Michael L.