„BOA Fit macht einen guten Schuh noch besser - und ist quasi die Kirsche auf der Torte!“

Die Entwicklung von Skischuhen hat sich in den vergangenen Jahren massiv verändert, speziell im Damen-Segment haben die Firmen keine Kosten und Mühen gescheut, um Skifahrerinnen exzellente Produkte präsentieren zu können. Zwar ist es auch bei Boots schwierig geworden, das sprichwörtliche Rad neu zu erfinden, doch die Einführung des innovativen „BOA Fit“-Verschlusssystems zur Saison 2023/24 hatte das Potenzial zu einer kleinen bis mittelgroßen Revolution. Zunächst waren viele skeptisch, Fachhändler wie Alpinfans. Doch nach über einem Jahr kann man sagen, dass sich das Drehverschluss-System auf dem Skischuhmarkt etabliert hat. Oliver Nieß, Geschäftsführer von SOS-Sport in Braunschweig, hat die Entwicklung genau verfolgt und weiß, warum gerade Frauen von dem neuen System profitieren können.

SKIMAGAZIN: Oliver, was hat sich in den vergangenen Jahren im Segment Damenskischuh getan und worauf können sich Mädels in dieser Saison freuen?

Oliver Nieß: Die größte Neuerung in den letzten Jahren, die auch noch große Auswirkungen auf die anstehende Saison hat, ist mit Sicherheit das „BOA Fit“-System. Die Schuhe sind dadurch sehr leicht verschließbar und auch sehr fein einstellbar. Das System kam 2023 auf den Markt und wird sich in Zukunft sicherlich noch stärker am Markt etablieren.

Profitieren Damen denn insgesamt etwas mehr von „BOA Fit“ als Männer?

Nicht unbedingt, denn der Fuß einer Frau wird natürlich im Boot genauso festgehalten wie der eines Mannes und hat dann eine ebenso gute Kraftübertragung. Durch „BOA Fit“ können Skischuhe mit weniger Kraftaufwand geöffnet und geschlossen werden, was durchaus ein Kaufargument für Damen sein kann. Generell muss man aber sagen, dass die Vorteile des Systems für Frauen und Männer gleichermaßen gelten.

Welche Rolle spielt hier die Anatomie?

Eine sehr große. Frauen haben statistisch gesehen im Schnitt einen etwas höheren Spann. Bei vielen modernen Schuhen sorgen die Schnallen zwar schon etwas dafür, dass die Schale überlappt, aber die Schnalle auf dem Spann drückt diesen doch immer eher nach unten, als den Schuh zusammenzuziehen. Gerade bei Skifahrerinnen mit einem hohen Spann drückt die Schnalle stark darauf, was dazu führen kann, dass die Füße einschlafen oder kalt werden. Das „BOA Fit“ System zieht den Schuh komplett zusammen, was dazu führt, dass der Fuß besser umschlossen wird und der Schuh so auch besser passt. Zudem haben Damen in der Regel einen etwas schmaleren Fuß. Auch hier bringt uns das BOA-System weiter, weil man das Volumen besser herausnimmt und nicht einfach den Fuß zusammendrückt.

Bringt „BOA Fit“ dann eher mehr Komfort oder auch bessere Performance?

Das darf man und sollte man nicht trennen. Wenn der Schuh besser passt, hat man weniger Beschwerden und zudem eine bessere Kraftübertragung, weil weniger Hohlräume zwischen Fuß und Schale vorhanden sind. Aber das ist eher der zweite Schritt. Viele Kundinnen kommen über den Komfort-Ansatz zu „BOA Fit“, weil man mit dem System den Schuh einfacher öffnen und schließen kann. Schnallen können nicht vereisen oder sich verhakten, und man braucht – wie gesagt – weniger Kraft. Im zweiten Schritt merken sie, wie viel besser die Kraftübertragung ist, wenn der Schuh optimal fest am Fuß sitzt. Unser Job im Laden ist es, genau das den Kundinnen zu erklären, bevor sie auf die Piste gehen.

Ist die Einführung des „BOA Fit“-Systems die einzige nennenswerte Neuerung?

Nein, alles wird kontinuierlich überprüft, infrage gestellt, weiterentwickelt, optimiert: der Materialmix der Schale, die Innenschuhe, die Passform. Die Firmen legen großen Wert darauf, dass die Schuhe mit Bootfitting und Thermoverformung immer besser an den Fuß der Skifahrerin angepasst werden können. Das ist nicht wirklich neu, wird aber immer weiter optimiert. Für uns Bootfitter ist es wichtig, dass die Schuhe immer besser zu bearbeiten sind, aber das bekommt der Kunde nicht direkt mit.

Braucht man mit dem System überhaupt noch eine individuelle Anpassung, also ein professionelles Bootfitting?

Auf jeden Fall! Bei der Schuhanpassung gehen wir davon aus, dass man irgendwo eine Druckstelle hat, weil der Fuß in einem bestimmten Bereich vielleicht etwas breiter ist. „BOA Fit“ sorgt ja nicht dafür, dass der Schuh etwas weiter wird. Insofern sollte sich jeder die Skischuhe immer individuell anpassen lassen, um dann auch vom neuen System optimal profitieren zu können.

Welche Auswirkung hat das neue System insgesamt auf den Skischuhmarkt?

„BOA Fit“ kann den Markt vielleicht revolutionieren – und wenn nicht, dann zumindest „evolutionieren“. Es ist auf jeden Fall eine Innovation mit dem Potenzial für eine Revolution. Es hängt davon ab, wie die Firmen das System noch weiter in die Schuhe einbauen, vielleicht noch einen zweiten Seilzug samt Drehverschluss integrieren. Man muss sehen, dass das System kein komplett neuer Schuh ist, sondern ein Add-on für einen gut passenden Boot, der diesem noch weitere Vorteile bringt. „BOA Fit“ ist die Kirsche auf die Torte, um gute Passform noch zu optimieren. Die ist bei den modernen Schuhen ohnehin bereits sehr gut, sodass man nicht unbedingt auch einen Schuh mit dem Schnür-System braucht. Ich denke, dass aber gerade Frauen, die einen Boot mit guter Performance und perfekter Passform suchen, an dem neuen System ihre Freude haben werden.

Vielen Dank für das Gespräch!